Würzburg | Beitrag der Redaktion | 9. Dezember 2025
Persönlichkeiten aus Würzburg: WueCare & Schenke Gutes

Würzburg lebt von Menschen, die nicht wegschauen. In unserer Reihe „Persönlichkeiten aus Würzburg“ treffen wir heute auf zwei gemeinnützige Vereine, deren Engagement unsere Stadt nachhaltig menschlicher macht. Beide Organisationen arbeiten an der Schnittstelle von Not und Nächstenliebe, jedoch mit unterschiedlichen Ansätzen.

Wir sprechen heute mit Thomas von WueCare und Carina & Rebecca von Schenke Gutes über ihre Arbeit:

  • WueCare e.V. steht für strukturelle Hilfe. Bekannt durch Langzeit-Projekte wie die Schulbeutel-Aktion, rückt der Verein aktuell mit dem Wunschbaum am Dom Frauen und Kinder in Not in den Fokus, um euch zur Weihnachtszeit zur Mithilfe aufzurufen und Hoffnung zu schenken.
  • Schenke Gutes e.V. ermöglicht das ganze Jahr über unbürokratische Hilfe, indem es Hilfesuchende und Wunsch-Erfüller direkt miteinander vernetzt.

Im Interview erfahrt ihr, wie sich diese beiden Helfer-Netzwerke ergänzen, wo sie die größte Not in Würzburg sehen und wie ihr ihre wertvolle Arbeit unterstützen könnt.

🎙️ Interview mit Thomas von für WueCare e.V.

Euer diesjähriger Wunschbaum fokussiert sich gezielt auf Frauen und Kinder in schwierigen Lagen, oft Gewaltopfer. Warum habt ihr euch als WueCare entschieden, diese spezielle, sensible Gruppe in Würzburg in diesem Jahr so stark in den Mittelpunkt zu stellen, und was ist die konkrete Hoffnung, die ihr mit dieser Aktion verbindet? 

Unser diesjähriger Wunschbaum richtete sich bewusst an Frauen und Kinder, die in Frauenhäusern oder vergleichbaren Einrichtungen Schutz suchen müssen. Die Personen aus den genannten Einrichtungen erleben oft schwierige, belastende und traumatische Situationen – und gerade für sie fühlt sich die Weihnachtszeit häufig besonders schwer an – Ungewohntes Umfeld, fehlendes Geld, Emotional aufgeladene Zeit.   

Wir haben uns entschieden, diese sensible Gruppe in diesem Jahr in den Mittelpunkt zu stellen, weil wir wissen, wie viel ein kleines Zeichen der Wertschätzung in dieser Lebensphase bedeuten kann. Ein erfüllter Wunsch – sei es ein Springseil, ein Puzzle, eine Spielküche oder auch ein Massagegutschein oder ein schöner Schal – ist nicht nur ein materielles Geschenk. Es ist ein Moment von Licht, Hoffnung und Normalität.  

Unsere konkrete Hoffnung war, dass die Frauen und Kinder spüren:  Ihr seid nicht allein. Die Würzburger Gemeinschaft sieht euch. Und wir stehen hinter euch. Wichtig ist es, gemeinsam auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam zu machen!   

Wir könnten übrigens dank den ganzen Helferinnen und Helfern über 115 Wünsche erfüllen dieses Jahr!  

Abseits des Wunschbaums ist WueCare bekannt für wichtige strukturelle Projekte wie den Schulbeutel oder die Senioren-Hilfe. Was ist die größte, oft unsichtbare, Not in Würzburg, die euch bei dieser langfristigenArbeit immer wieder schockiert, und wo wünscht ihr euch mehr Unterstützung von der lokalen Politik und Gemeinschaft?  

Neben dem Wunschbaum engagieren wir uns durch eine Vielzahl von sozialen Projekten in Würzburg, die meist im Verborgenen stattfinden – aber für viele Menschen in Würzburg von enormer Bedeutung sind. Man kann sagen, dass wir zwei bis drei Projekte im Jahr realisieren. Diese richten sich meist an Ostern, Schulanfang und Weihnachten aus. Wenn man bedenkt, dass wir lediglich 6 Personen sind, schon eine bemerkenswerte Leistung meines Teams. ❤️  

Dazu gehören beispielsweise:  

  • Schulbeutel Projekt 
  • Osternester für obdachlose oder suchtkranke Menschen sowie geflüchtete Menschen oder Seniorinnen und Senioren, die unter Altersarmut leiden. 
  • Spendensammlungen für diverse karitative Einrichtungen 

Als privater Mensch lebt man meist behütet und bekommt zwar durch diverse Medien immer wieder mit, dass Kinder oder ältere Menschen in Armut leben bzw. Eine Vielzahl armutsgefährdet ist, aber eigentlich bleibt die Not unsichtbar. Gerade die älteren Menschen haben oft eine Schamgrenze, wodurch sie sich meist weigern fremde Hilfe anzunehmen. Kinder können leider nicht auf sich aufmerksam machen und leiden unter Aspekten, die sie selbst nicht beeinflussen können. Wir als Verein haben diese Menschen kennengelernt, ihre Geschichten gehört und was soll ich sagen, wir waren oft erschüttert. Dazu zählen etwa:  

  • Kinder, die ohne richtige Ausstattung zur Schule starten 
  • Frauen, die nach einem Neuanfang vor dem Nichts stehen 
  • Senior*innen, deren Situation sich leise, aber dramatisch verschlechtert 
  • Familien, die trotz Arbeit kaum ihre Grundbedarfe decken können 

Wir wünschen uns – neben der großartigen Unterstützung vieler Würzburgerinnen und Würzburger – vor allem auch stärkere Aufmerksamkeit und konkrete Förderung durch lokale Politik und Institutionen. Unsere Arbeit zeigt täglich, wie groß der Bedarf an schneller, unbürokratischer Hilfe ist. Gemeinsam könnten wir diese Strukturen deutlich stärken, langfristiger sichern und noch mehr Menschen erreichen.   

Wir sehen die Freude in den Augen der Menschen, die unsere Projekte erreichen, auch wenn wir es leider viel zu oft nicht für die Öffentlichkeit sichtbar machen können, da wir die Empfangenden der Hilfe meist anonym halten wollen. Ich kann versichern, die Hilfe von euch allen da draussen kommt an, ein jedes Mal! Die funkelnden Augen, die strahlende Freude, die Momente, die alle Sorgen vergessen lassen, diese motivieren mich und uns weiter zu machen, auch wenn wir lediglich Symptome bekämpfen und nicht die Krankheit an sich.  

Ihr und „Schenke Gutes“ ergänzt euch als helfende Hände in Würzburg. Wo seht ihr die größten Synergien? Denkt ihr, dass die direkte Wunscherfüllung, wie sie Schenke Gutes das ganze Jahr über macht, eine wertvolle Ergänzung ist, um auch kurzfristige Bedarfe der von euch betreuten Menschen abzudecken? 

Wue-Care und „Schenke Gutes“ ergänzen sich in Würzburg auf eine sehr natürliche und wirkungsvolle Weise. Während wir uns stark auf strukturelle und wiederkehrende Hilfen konzentrieren, leistet „Schenke Gutes“ über das Jahr hinweg wertvolle Soforthilfe: konkrete Wunscherfüllungen, schnelle Unterstützung im Alltag und unmittelbare Freude für Menschen in akuten Situationen.  

Die größten Synergien sehen wir in drei Bereichen:  

  1. Gemeinsamer Impact:  Unsere Ansätze greifen ineinander – strukturelle Hilfe gibt Stabilität, kurzfristige Unterstützung schenkt sofortige Entlastung.  
  2. Vernetzung der Ressourcen: Durch die enge Zusammenarbeit erreichen wir mehr Menschen, können Bedürfnisse besser einschätzen und schneller reagieren.
  3. Menschlichkeit im Mittelpunkt

Beide Vereine haben ein Ziel:  Menschen in Würzburg und der Welt mit Respekt, Würde und echter Zuwendung zu unterstützen.  

Die kurzfristige Wunscherfüllung, die „Schenke Gutes“ das ganze Jahr über ermöglicht, sehen wir als eine sehr wertvolle Ergänzung – gerade auch, um schnell unkomplizierte Hilfe bereitzustellen. So können wir gemeinsam sowohl langfristige als auch unmittelbare Bedarfe abdecken. 

🎙️ Interviewfragen mit Rebecca & Carina von Schenke Gutes e.V. 

Eure Plattform ermöglicht das ganze Jahr über unkomplizierte, direkte Wunscherfüllung aus Würzburg für ganz Deutschland. Welchen emotionalen Unterschied seht ihr, wenn ein Wunsch spontan und direkt erfüllt wird, im Vergleich zu einer großen, geplanten Aktion wie dem WueCare-Wunschbaum zu Weihnachten? 

Gerade zu Weihnachten ist es toll, wenn Menschen unterstützt werden und die Hilfsbereitschaft ist zu der Zeit sehr groß. Aber natürlich ist die Not auch unterjährig bei vielen präsent. Bei Schenke Gutes können wir den Menschen auch unterm Jahr schnell und unkompliziert helfen. Und die Wunscherfüllenden können direkt mit den Hilfesuchenden Kontakt aufnehmen. So bekommt man die Freude und das Danke direkt mitgeteilt. Wir möchten einfach eine Plattform sein, die dauerhaft eine Anlaufstelle bietet.  

Emotional sind beide Varianten. 😊 

Bei der aktuellen Wunschbaum-Aktion geht es um hochsensible Fälle von Frauen und Kindern in Not. Eure Arbeit lebt von der direkten Verbindung. Wie geht ihr damit um, wenn Wünsche aus teilweisen schwierigen, schambehafteten Kontexten auf eurer Plattform landen, und wie schützt ihr die Privatsphäre der Hilfesuchenden? 

Wir veröffentlichen die Wünsche nur mit dem Vornamen der Hilfesuchenden, so dass keine Rückschlüsse gezogen werden können. Wenn sich ein Wunscherfüller meldet, fragen wir immer erst beim Hilfesuchenden nach, ob wir seine Email-Adresse an diesen weitergeben können. Wir hatten auch schon Anfragen, bei denen die Wunschersteller komplett anonym bleiben wollten. Da haben wir von Schenke Gutes einfach die Kommunikation übernommen. 

Schenke Gutes und WueCare arbeiten beide ehrenamtlich an der Schnittstelle von Not und Freude. Wo seht ihr die größten Synergien oder Schnittmengen, bei denen ihr euch konkret in der Würzburger Sozialarbeit gegenseitig entlasten oder unterstützen könntet? 

Wir sind zwei Vereine, die sozial benachteiligte Menschen unterstützen und das mit unterschiedlichen Schwerpunkten – und genau daraus entstehen eigentlich die größten Synergien. Wuecare macht dies mit Aktionen wie Wunschbaum, Schultüten etc., wir von Schenke Gutes richten uns eher an einzelne Personen und erfüllen Individualwünsche. Wir glauben, wir haben letztlich alle den selben Wunsch: den Menschen zu helfen und die Welt damit ein Stück weit besser und menschlicher zu machen 😊