Würzburg | Beitrag der Redaktion | 5. Oktober 2023
Was macht eine Glücksministerin? Gina Schöler zu Gast in Würzburg

Interview mit der Glücksministerin Gina Schöler

Gina Schöler leitet seit mehr als zehn Jahren die bundesweite Initiative „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“. Damit ist sie Deutschlands erste Glücksministerin. Ein Glück, dass wir in Würzburg bald die Möglichkeit haben, einen ihrer Vorträge zum Thema Glück und Wohlbefinden live zu erleben – und zwar am 10.Oktober 2023 um 19 Uhr im Kolping-Center Mainfranken. Wir durften Gina Schöler im Vorhinein ein paar Fragen zu ihrem Beruf, ihrem persönlichen Glück und der Veranstaltung stellen.

Hallo, Frau Schöler. Sie sind nun schon seit zehn Jahren sogenannte Glücksministerin. Wie kam es dazu?

In einem Seminarprojekt meines Masterstudiengangs in Kommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim entstand 2012 die Idee, welche von mir und meinem Kommilitonen Daniel Clarens als Masterthesis ausgearbeitet wurde. Ziel war es, eine multimediale Kampagne aufzusetzen, die einen positiven Wertewandel in der Gesellschaft anstößt. Ich war damals voller Tatendrang und wollte das Ministerium für Glück und Wohlbefinden weiterführen. Also erfand ich 2013 meinen eigenen Beruf als „Glücksministerin“ und bin seitdem selbständig in glücklicher Mission unterwegs.

Was sind Ihre täglichen Aufgaben als Glücksministerin?

Ich stelle Materialien her, schreibe Bücher, nehme Podcasts auf, führe oder gebe Interviews, trage zu Konferenzen oder Podiumsdiskussionen bei, halte Impulsvorträge, organisiere Veranstaltungen, erarbeite Konzepte und Aktionen und bin sehr viel an Schulen, in Unternehmen oder bei Organisationen, um Workshops zu geben. Meine Hauptaufgabe ist es, Werbung für Werte zu machen und Menschen zu erreichen und zu begeistern, sich mit diesen überaus wichtigen Themen wie Glück, Zufriedenheit und seelische Gesundheit auseinanderzusetzen und dahingehend aktiv zu werden. Das Wort Workshop wird bei mir übrigens wörtlich genommen, beim Glück muss man selbst aktiv werden, das kann man nicht einfach “konsumieren”.

Was sind die Ziele des „Ministeriums für Glück und Wohlbefinden“?

Ziel ist es, die Menschen dazu zu ermutigen, darüber nachzudenken, was sie wirklich wollen, was sie glücklich macht und was sie dafür eben auch aktiv tun und verändern können. Es werden aber keine Glücksrezepte verteilt, denn die eine Glücksdefinition gibt es nicht. Ich höre nicht auf zu experimentieren, bringe sehr viele kreative Ideen und spielerischen Ansätze mit ein und jede*r ist eingeladen, mitzumachen. Mit alltagsnahen Ideen, Impulsen und Inspirationen begeistern wir Menschen in allen Lebensbereichen, selbst aktiv zu werden, um das Bruttonationalglück zu steigern. Damit gestaltet dieses Ministerium einen positiven Wertewandel in Gesellschaft, Bildung, Politik und Wirtschaft – und genau das brauchen wir in diesen Zeiten mehr denn je!

Wie definieren Sie Glück – sowohl allgemein als auch persönlich? 

Generell bin ich ein großer Fan davon, keine Glücksdefinitionen zu verteilen, sondern dazu aufzurufen, seine ganz eigene herauszufinden. Aber natürlich gibt es Parameter, die unser Wohlbefinden beeinflussen. Neben genetischen Veranlagungen und strukturellen Voraussetzungen ist ein wichtiger Baustein ein funktionierendes soziales Netzwerk. Glück bedeutet für mich persönlich Verbundenheit: Mit sich selbst, den Mitmenschen und der Umwelt. Selbstfürsorge, Gemeinschaft und Achtsamkeit sind wichtige Bausteine für das gute Leben. Glück besteht für mich auch darin, Veränderungen anzunehmen und im Positiven für sich zu nutzen. Dies bedeutet auch, Chancen zu erkennen und mutig genug zu sein, sie wahrzunehmen.

Wieso ist es überhaupt so wichtig, uns auf die Suche danach zu begeben, was uns glücklich macht?

Gerade in diesen turbulenten Zeiten ist es wichtig, die Seele zu stärken. Da ist es natürlich sehr förderlich, sich Gedanken darüber zu machen, was glücklich und zufrieden macht, was Kraft spendet und Energie gibt. Nur so haben wir die Ressourcen, besser mit Herausforderungen klarzukommen, wir sind stressresistenter und leben gesünder und daher auch länger. Es gibt Verhaltensweisen, die sowohl unsere Zufriedenheit erhöhen als auch das Immunsystem stärken. Dazu gehören Sport machen, Tanzen, kalt duschen, Zeit in der Natur verbringen, aber auch soziale Kontakte, also Zeit mit anderen Menschen zu verbringen.

Klar, Glück ist sehr individuell. Was tun Sie selbst dafür, um glücklich zu sein?

Auch, wenn ich oft viele Ideen im Kopf habe und diese schnell umsetzen möchte, versuche ich öfter Verschnaufpausen in den Alltag einzubinden. Aktuell ist dies umso wichtiger, da ich vor einem halben Jahr erneut Mama geworden bin und wir als Familie nun ganz schön viel jonglieren müssen. Da sind kleine Auszeiten Gold wert, um meine Batterie aufzuladen, um dann – als Mutter oder Ministerin – wieder Vollgas geben zu können. Manchmal sind es nichtige Mini-Momente: Einfach mal langsamer laufen, eine Tasse Milchkaffee im Flugmodus, Verabredungen mit Freund*innen, ein Feierabend-Getränk auf der Terrasse oder auch mit meinem Hund und der Familie ab in die Natur. Atmen. Gras unter den Füßen, der Fluss neben mir und um mich herum das tobende Kind und meine Welt ist in Ordnung. Computer aus, Handy aus, Kopf aus. Herz an.

Was empfehlen Sie jedem, um einen ersten Schritt in Richtung Glück zu gehen?

Es gibt eine bunte und vielseitige Palette an Möglichkeiten, wie wir unser Glücksbarometer steigern können. Generell ist der wichtigste Tipp: Sich bewusst dazu zu entscheiden, das Glück nun an erste Stelle zu setzen. Sinne schärfen, neugierig sein, offen für kleine Alltagsabenteuer und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass dann fantastische Dinge passieren werden. Da Glück immer etwas mit Verbundenheit zu sich selbst und zu anderen zu tun hat, kann ich besonders empfehlen, bewusst Zeit mit sich allein und anderen zu verbringen: Genießt eure eigene Gesellschaft, tut, worauf ihr Lust habt, hört mal wieder auf euer Bauchgefühl! Bietet anderen Menschen ein offenes Ohr, eine helfende Hand oder ein beschwingtes Tanzbein an. Kleine Gesten, große Glücksmomente!

Am 10. Oktober findet in Kooperation mit Kolping-Mainfranken und der Kolping Akademie die Veranstaltung „Glück ist kein ‚nice to have‘ – Wie wir das gute Leben selbst gestalten können“ statt. Was erwartet uns dort?

Da will ich jetzt natürlich nicht zu viel verraten, aber so viel steht fest: Es wird ein bunter, interaktiver Abend werden, an dem wir uns ganz bewusst, mit viel Spaß dem guten Leben widmen. Das wird alle Teilnehmenden zum Mitmachen und Nachdenken, Lachen und zum munteren Austausch anregen. Was zählt wirklich? Was macht uns glücklich? Was kann man tun und verändern? Ein Anstoß, die kleinen Glücksmomente im Alltag zu erkennen und den Fokus mit Dankbarkeit auf die positiven Dinge und das gelingende Miteinander zu richten.

Der 10. Oktober ist auch der Internationale Tag der seelischen Gesundheit. Was raten Sie als Glücksministerin, um die eigene Resilienz stärken zu können und gesund durch Krisen zu kommen?

In herausfordernden Momenten ist es noch wichtiger als sonst, das Augenmerk auf Gutes und Gelingendes zu legen, Selbstfürsorge zu betreiben und somit die psychische Gesundheit zu schützen und zu stärken! Denn nur so können wir gut aktuelle und auch künftige Probleme bewältigen, ohne im Tsunami der schlechten Nachrichten unterzugehen. Akzeptanz und Aktionismus sind hier meine Stichworte: Unveränderbares annehmen und mit neuem Mut und Kreativität Raum für Neues schaffen. So wie wir Situationen annehmen sollten, so tun wir auch gut darin, all unsere Gefühle zu akzeptieren, die in herausfordernden Zeiten hochkommen. Um dann mit Kraft unsere Stärken dafür einzusetzen, das Gute aktiv zu gestalten.

Warum sollten wir die Veranstaltung deshalb erst recht nicht verpassen?

Um die Achterbahnfahrt des Lebens gut umgehen und sie sogar genießen zu können, sollten wir in unsere Resilienz, also das „seelische Schutzschild”, investieren. Hier hat die Positive Psychologie ganz fantastische Methoden zu bieten, die Sinn und Spaß machen. Das werdet ihr vor Ort selbst erleben und dann seid ihr gut gerüstet, um anschließend in eurem ganz eigenen Wirkungskreis den “Dominoeffekt der guten Gefühle” anzustoßen – vielleicht sogar mit nur einer Murmel. Was es damit auf sich hat? Erlebt es selbst und lasst euch überraschen – ich freue mich, wenn wir uns am 10.10. wiedersehen oder kennenlernen und gemeinsam das Bruttonationalglück steigern.

Zur Veranstaltung: Am 10.Oktober findet die Veranstaltung „Glück ist kein ‚nice to have‘ – Wie wir das gute Leben selbst gestalten können“ mit Gina Schöler im Kolping-Center-Mainfranken (Kolpingplatz 1, 97070 Würzburg) statt. Einlass ist ab 18:30 Uhr, Beginn ist um 19 Uhr und Ende gegen 21 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos. Auf der Website der Kolping Akademie kannst du dich anmelden. Wir freuen uns auf den Besuch der Glücksministerin!